Gottesbeweis

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Ein Gottesbeweis ist ein Versuch, mit Hilfe rationaler Argumente die Existenz Gottes zu beweisen. Obwohl dies bisher nicht gelungen ist, wird es gelegentlich versucht. Für Atheisten und auch für andere ist es hilfreich, die gängigen Gottesbeweise und ihre Widerlegungen zu kennen, um nicht auf einfache Tricks hereinzufallen.

Auch unter Theisten sind die Gottesbeweise umstritten. Viele Theologen vertreten die Auffassung, dass diese Beweise überflüssig seien. Sie seien sogar in einer gewissen Weise kontraproduktiv. Denn alle diese "Beweise" implizieren, dass Gott zumindest in Teilen, was seine Existenz angeht, auch der Logik dieser Welt unterliegt und Gott damit logisch zugänglich ist.

Mehr noch: Wenn man den Glauben in den Rang einer Tugend erhebt, dann würde ein Beweis den Glauben selbst nutzlos machen. Wenn man etwas beweisen kann, dann braucht man nicht daran zu glauben, folglich wäre der Glaube überflüssig. Allerdings - wie sollte ein Ungläubiger zum Glauben kommen? Gottesbeweise finden wir daher vor allem in der Apologetik, die dazu dient, Ungläubige vom Glauben an Gott zu überzeugen. Problematisch an der Auffassung, dass der Glaube keine Gründe, Argumente, logische/empirische Beweise oder Evidenzen braucht, ist, dass man ohne diese buchstäblich alles glauben kann, und sein Gegenteil.

Im folgenden die bekanntesten Gottesbeweise und die Probleme, die sich daraus ergeben:


Der kosmologische Gottesbeweis (Thomas von Aquin)

Der kosmologische Gottesbeweis schließt von der Existenz des Geschaffenen auf die Existenz eines Schöpfers. Thomas von Aquin variiert das in drei Formen: Alles, was sich bewegt, lässt sich stets auf einen Beweger zurückführen. Dieser Beweger wiederum wird ebenfalls von etwas anderem bewegt usw. Da ein Anfangspunkt aller Bewegung bzw. der "Schöpfung" angenommen wird, muss es einen "ersten", einen unbewegten Beweger geben, nämlich Gott. Ähnlich lautet die zweite Variante: Jedes Seiende ist die Wirkung einer Ursache, die selbst wiederum Wirkung einer anderen Ursache ist. Auch hier muss es eine "erste", eine unverursachte Ursache geben. Diese beiden Varianten finden sich in der Andeutung bereits bei Aristoteles. In der dritten Variante des Thomas von Aquin argumentiert er mit der Erfahrung, dass Seiendes nicht notwendig existiert, sondern durch Enstehen und Vergehen bestimmt ist. Weil aber die Welt insgesamt existiert, muss es etwas geben, das notwendig existiert. Dieses notwendig Existierende kann Gott genannt werden.

Gegenargumente

Der Gedankengang erscheint zunächst schlüssig. Auch eine Urknalltheorie geht von demselben Konzept einer "ersten Ursache" bzw. einer ersten Bewegung aus. In der Religion wird nun diese Ursache mit "Gott" betitelt, in der Naturwissenschaft mit "Nichts". Und dieses "Nichts" ist in der Tat treffender, denn diese erste Ursache bzw. der "Ursprung" ist das, worüber wir konsequenterweise keine Aussage machen können. Dass sich aus der Logik ein solches erstes Prinzip ergibt, bedeutet längst nicht, dass dieses auch jene Attribute habe, wie sie Gott zugesprochen werden bzw. die dazu führten, dass dieses Prinzip "Gott" genannt werden könnte. Mit anderen Worten: Es ergibt sich aus dem Gedankengang nicht, dass dieses erste Prinzip Attribute wie "Bewusstsein", "Güte" etc. habe, noch, dass es als Wesen bezeichnet werden kann. Hier wurde jeweils in dieses "Nichts" ein allmächtiges Wesen projiziert und zwar in genau der Weise, wie man es sich vorstellt, nicht jedoch, wie es sich aus dem Gedankengang ergäbe. Denn dieser ergibt lediglich das "Nichts".

Der Stufenbeweis

Diese Beweisform geht davon aus, dass die Dinge unterschiedliche Grade von Vollkommenheit besitzen. Das im höchsten Maße Vollkommene (und Wahre und Gute) ist Gott.

Gegenargumente

Die Idee des Vollkommenen gibt es auch in der Naturwissenschaft und wird als "Ur-Atom" konkretisiert. Das zeigt bereits, dass die Idee des Vollkommenen nicht auf einen Gott hinaus laufen muss. Ansonsten gilt dasselbe Argument wie oben, dass sich aus dem Gedankengang kein Wesen ergibt und vor allem keines mit den Attributen, wie sie einem Gott zugeschrieben werden.

Der teleologische Gottesbeweis

Beim teleologischen Gottesbeweis [von griech.: telos = Ziel, Zweck] handelt es sich gewissermaßen um die Umkehrung des kosmologischen Gottesbeweises: Von der Beobachtung einer scheinbar ziel- und zweckgerichteten Ordnung der Welt wird auf Gott als der Ursache dieser planmäßigen Struktur geschlossen.

Gegenargumente

Der Fehler bei dieser Argumentation ist offensichtlich, da diese die Projektion einer subjektiv gefundenen Sinnstruktur bedeutet. Entsprechend dieser Logik bewiese sich jede Annahme und scheinbare Beobachtung durch sich selbst.

Der ontologische Gottesbeweis (Anselm von Canterbury)

Im Gegensatz zu den Gottesbeweisen des Thomas von Aquin geht der ontologische [von griech.: on = Seiendes] Gottesbeweis nicht von der Erfahrung, sondern vom Begriff Gottes aus. Das Argument lautet: Gott ist seinem Begriff nach das höchste Wesen, über das hinaus nichts Höheres und Vollkommeneres gedacht werden kann. Deshalb muss "Existenz" notwendig zu seinem Begriff dazugehören, denn wenn sie ihm fehlte, wäre er nicht vollkommen. In der Neuzeit findet er erneut Verwendung bei den Philosophen René Descartes und Baruch Spinoza.

Gegenargumente

Diese Argumentation, die die Existenz Gottes beweisen will, geht von folgender Assoziation aus: Es gibt das Vollkommene -> dieses Vollkommene ist Gott -> das Vollkommene muss auch die Existenz mit einschließen, also existiert Gott. Sie setzt also Das "Vollkommene" mit "Gott" gleich, was unzulässig ist. Hier, wie im Grunde auch bei den vorherigen "Beweisen", wird das Thema verfehlt, denn es gilt nicht das Vollkommene zu beweisen, sondern darum, zu beweisen, dass dieses Vollkommene auch als Gott bezeichnet werden kann. Zudem ist das Vollkommene zunächst eine sich lediglich aus der Logik ergebende Idee, worin man sich die Summe aller Dinge vorstellt. Dieser Summe eine eigenständige Existenz einzuräumen, ist wiederum nur Annahme und Glaube.

Kant dazu: Die Vorstellung oder der Begriff von 100 Reichstalern bedeutet noch nicht, dass man diese 100 Reichstaler auch wirklich in den Händen hält. Angenommen man liese eine solche Argumentation zu, so wäre es doch äußerst fraglich ob man nicht noch etwas höheres denken kann, als einen existierenden Gott. Ein allmächtiger Gott, der das Universum erschafft, mag groß erscheinen. Aber eine noch viel größere Leistung wäre es doch, wenn er irgendeine Krankheit oder Behinderung hätte. Als größte "Behinderung" wäre Nichtexistenz anzusehen. Demnach würde Gott nicht existieren. Klar beweist das in keinsterweise, dass Gott nicht existiert, aber zeigt, dass oben angeführter Beweisversuch einer ernsthaften logischen Überprüfung nicht standhalten kann.

Der eudämonologische Gottesbeweis [von griech.: eudaimon = glückselig]

geht davon aus, dass menschliches Glücksstreben, soll es nicht vergeblich sein, die Existenz Gottes voraussetzt.

Gegenargumente

Dies ist eine Forderung, kein Beweis. Zudem wird hierbei davon ausgegangen, dass das menschliche Dasein "nicht vergeblich" ist in dem Sinne, dass es ein Finale für seine Bestrebungen gibt. Hierbei ist also der Wunsch der Vater des Gedanken. "Ich glaube es, weil ich es gerne so hätte." Nur leider - oder zum Glück - macht der reine Wunsch, etwas möge wahr sein, es noch lange nicht wahr.

Ähnlich argumentiert der

axiologische Gottesbeweis [griech. axia = Wert]:

Das Streben der Menschen nach der Verwirklichung von Werten setzt einen höchsten Wert, Gott, voraus.

Gegenargumente

Geht davon aus, dass sich Ideen in einer Superidee subsummieren oder durch diese gleichsam gestiftet werden, wobei diese wiederum eine eigenständige Existenz habe. Ist also eine Annahme, kein Beweis.

Der moralische Gottesbeweis

(Immanuel Kant - später von ihm selbst als bloße "Forderung" bezeichnet):

Die Existenz Gottes kann zwar rein vernünftig nicht bewiesen, muss aber im Sinne der Praktischen Vernunft angenommen werden, da die Moralität des Menschen und sein sittliches Bewusstsein jemanden erfordere, der diese auch begründet. Nur dadurch ergebe sich dann auch die Notwendigkeit des Individuums, moralisch zu handeln.

Gegenargumente

Ebenfalls nur eine Forderung, kein Beweis, wie Kant es auch selbst später formulierte. Er versucht lediglich im Kontext des Sittengesetzes eine Autorität als moralische Instanz zu setzen, damit sich jeder verbindlich an das Sittengesetz halte. Die Existenz einer solchen Autorität wird jedoch nicht bewiesen.

Historischer oder ethnologischer Gottesbeweis

Meint die Existenz Gottes mit dem Verweis darauf zu beweisen, dass die Vorstellung eines Gottes in nahezu allen Völkern und Kulturen besteht.

Gegenargumente

Damit wird nur bewiesen, dass es offensichtlich zum Wesen des Menschen gehört, seine Wahrnehmung und Vorstellung in einer Idee "Gott" bündeln zu wollen, mehr nicht. Und es liegt in der Tat in der Natur des Menschen bzw. seiner Vernunft und Logik, mehrere Dinge in eine Kategorie zusammenzufassen oder Oberbegriffe für diese zu finden. So z.b. bei "Wald". Ein Wald aber existiert nicht, sondern nur die Bäume und selbst diese ließen sich wiederum bis hin zu "Energie" herunterreduzieren. Und Ideen sind ihrerseits Konstrukte des Denkens und der Logik, die nicht zwangsweise eine eigene Existenz haben müssen, sonst hätte auch jede andere Idee Existenzberechtigung.

Die Gottesbeweise - eine Resümee

Die Mehrheit der Gottesbeweise beruht, wie gezeigt wurde, bereits wieder auf der Annahme, Ideen hätten eine eigenständige Existenz, oder, eine Idee sei identisch mit der Vorstellung von Gott. Dabei wird stets verkannt, dass es ja eben vor allem um den Beweis dieser Vorstellung "Gott" geht und nicht um das Finden irgendwelcher menschlicher Eigenschaften oder um das Aufstellen theoretischer Konstrukte, die dann - völlig unbegründet - mit der Idee "Gott" gefüllt werden, die dann bereits immer schon Voraussetzung ist.

Andere Betrachtungen wiederum fordern lediglich ausgehend von der subjektiven Welt des Menschen, dass diese Welt auch "von außen her" objektiv gestiftet wird, bleiben aber nur Forderung oder irrige Annahme, dass das subjektiv Gegebene auch objektiv vorhanden sei. Somit wird die eigentliche Intention, die Existenz eines Gottes zu beweisen, jeweils mehr oder weniger stark verfehlt.